216. The Night Folk / Das Nachtvolk

At certain times, the night people are seen by the Children of the Fasting.

First come the last deceased priest and sacristan in the choir robes, then the two last deceased inhabitants of the parish and finally those who are still alive and who will die within a year. They each go to the church in pairs at midnight, praying.

A few nights before the outbreak of the plague, a man living near the church was heard praying in the street. He jumped up, quickly slipped one foot into one trouser leg and went to the window. A shudder ran through him. At the end of the procession came a man alone, with one foot tucked into his trousers, which he carried in both hands, and the other foot uncovered. When he looked into the face of the last man, he recognised himself as him. He now knew that he had seen the night people, that a death was imminent and that he himself would be the last victim. In the morning he said this in the parsonage.

On the following Sunday, the pastor told the faithful what was in store for them and urged everyone to pray. After a few days, the black death made its entry into Vättis, and the death bell began to ring.

Every Sunday, the priest announced from the pulpit how many victims the next week would bring, and called on everyone to pray. And so it went on until the last one came. Within six weeks, 134 people in the small parish had been carried off by the epidemic.

The name of the last victim is still known and his house is still standing.

L. Hunter.


Das Nachtvolk

Von Fronfastenkindern wird zu gewissen Zeiten das Nachtvolk gesehen.

Voran kommen der letztverstorbene Pfarrherr und Mesner im Chorhemde, dann die zwei letztverstorbenen Bewohner der Gemeinde und endlich die noch Lebenden, welche innert Jahresfrist sterben werden. Sie begeben sich je zu zweien in der Nacht um 12 Uhr betend zur Kirche.

Einige Nächte vor Ausbruch der Pest hörte ein in der Nähe der Kirche wohnender Mann auf der Strasse beten. Er sprang auf, schlüpfte schnell mit dem einen Fusse in das eine Hosenbein und begab sich zum Fenster. Ein Schaudern durchzuckte ihn. Da zog vor seinen Augen eine grosse Prozession vorbei, gewiss die halbe Einwohnerschaft von Vättis, Am Ende des Zuges kam einer allein; dessen einer Fuss steckte in den Hosen, die er in beiden Händen trug; der andere Fuss war unbedeckt. Als er dem Verspäteten in das Angesicht sah, erkannte er in demselben sich selbst. Er wusste jetzt, dass er das Nachtvolk gesehen habe, dass ein “Sterbet” bevorstehe und er selbst das letzte Opfer sein werde. In der Morgenfrühe sagte er dieses im Pfarrhaus.

Am folgenden Sonntag meldete der Seelsorger den Gläubigen, was ihrer warte, und ermahnte alle zum Gebet. Nach einigen Tagen hat der schwarze Tod seinen Einzug in Vättis gehalten, und die Totenglocke begann zu läuten.

Jeden Sonntag verkündete der Pfarrer von der Kanzel aus, wie viele Opfer die nächste Woche heischen werde, und forderte immer wieder zum Beten auf. So ging es fort, bis der Letzte kam. Innert sechs Wochen waren in der kleinen Gemeinde 134 Personen von der Seuche dahingerafft worden.

Noch heute wird vielfach vom damaligen “Sterbet” geredet, und der Name des letzten Opfers ist noch bekannt; sein Wohnhaus steht noch.
L. Jäger.

a procession of dead people marching along a Swiss town street at night – Midjourney 5.2

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