The cowherd of the Gamidaur Alp had just driven his herd towards the Vermin Alp to the daytime pasture “im Birk” (in the area) when he suddenly disappeared from the ground and plunged into an eerily deep cave, which was overgrown with moss and alpine rose bushes at the top, but widened into a spacious cave at the bottom. He suffered little damage from the trap itself.
What he liked least was the fact that there was a living Lindworm in the cave and he thought he would immediately be eaten as a delicacy. But the monster was not as cruel as the herdsman thought; it looked at him trustingly, wagged its long tail and seemed pleased to have received a companion.
So there was nothing to worry about for the farmer, but the thought that he might not be able to get out of this cave, but would have to languish in it, caused him grave concern. After he had become accustomed to the twilight of the cave, he noticed that on one side of it was a stream of pure, liquid gold and that the dragon was feeding on it.
Hunger and thirst finally induced the unfortunate farmer to also taste this strange food, he found it excellent and it was also good for him. But he longed to leave, but found no possibility of doing so, for the dragon never left this dwelling.
So they both lived in this rock hermitage for several years. Then one day the chasm was opened from above; a ray of daylight shone down on the imprisoned, and the figure of a man became visible outside.
The dragon began to work its way up the rocky walls of the cave, and seeing his chance, the herder grabbed his tail. When they reached the top, he quickly took refuge unnoticed behind a nearby boulder and from there he could see a small man, a Venetian, tied the dragon with a strong rope to a thick fir tree, in spite of enormous resistance.
Then the little man, tired from the exertion, lay down on one side to sleep. The dragon, however, looked wistfully over to the cowherd as if asking for help.
He took pity on him, hurried to the fir tree and cut the rope.
The dragon immediately pounced on the sleeping man, snorting with rage, tore him into a thousand pieces, then expressed his gratitude to the cowherd and crawled back into his old dwelling.
Nobody recognised the herder anymore when he arrived home, and the usual human food was no longer to his liking.
I. Natsch.
Once there was a terrible hailstorm on the Gamidaur alp. The farmhands rushed out to the cattle, but could not calm them down; all the animals jumped over the rock heads down into the rear part of the Precht Alp. The place is still called “in der Sulz” today.
Chr. Albrecht.
Der Lindwurm in Gamidaur
Der Küher der Alp Gamidaur hatte im Untersatz eben seine Sente gegen die Alp Vermin auf die Tagweide “im Birk” getrieben, als er unversehens vom Erdboden verschwand und in ein schauerlich tiefes Loch hinabstürzte, welches oben von Moos und dem Gesträuche der Alpenrose überwachsen war, unten aber zu einer geräumigen Höhle sich erweiterte. Vom Falle selbst hatte er wenig Schaden gelitten. Was ihm dabei am mindesten gefiel, war der Umstand, dass sich in der Höhle ein lebender Lindwurm vorfand, von dem er sogleich als ein Leckerbissen verspeist zu werden glaubte. Allein das Ungetüm war nicht so grausam als es der Küher vermutete; es blickte ihn zutraulich an, wedelte mit seinem langen Schwänze und schien erfreut darüber zu sein, einen Gesellschafter erhalten zu haben. Von daher war also für den Älpler nichts zu befürchten; dagegen musste ihm der Gedanke, dass er vielleicht nicht mehr aus dieser Höhle hinauskommen könne, sondern in ihr verschmachten müsse, schwere Sorgen machen. Nachdem er sich an die Dämmerung der Höhle gewöhm halte, gewahrte er, dass an deren einer Seite sich ein Bächlein befinde von reinem, flüssigem Golde und dass der Drache von diesem sich ernähre.
Hunger und Durst bewogen endlich den verunglückten Küher, ebenfalls von dieser seltsamen Nahrung zu kosten, er fand sie vortrefflich, und sie bekam ihm auch wohl. Doch sehnte er sich weg, fand aber hiezu keine Möglichkeit; denn der Drache verliess diese Behausung niemals.
So lebten beide mehrere Jahre in dieser Felsenklause. Da wurde einmal die Kluft von oben geöffnet; ein Lichtstrahl des Tages drang zu den Eingekerkerten herab, und die Gestalt eines Menschen wurde draußen sichtbar.
Der Drache fing an, sich an den Felswänden der Höhle hinauf zuarbeiten, und von einem rettenden Gedanken ermuntert, umklammerte der Küher den Schwanz desselben. Oben angekommen, flüchtete er sich schnell und unbemerkt hinter einen nahen Felskopf und konnte von da aus sehen, wie ein kleines Männlein, ein Venediger, den Drachen mit einem starken Strick fesselte und trotz gewaltigen Widerstrebens an eine dicke Tanne band.
Hierauf legte sich das Männlein, von der Anstrengung ermüdet, beiseits zum Schlafen nieder. Der Drache aber blickte wehmütig, wie um Hilfe bittend, zum Küher hinüber.
Dieser erbarmte sich seiner, eilte zur Tanne und durchschnitt den Strick.
Der Drache stürzte sich sogleich wutschnaubend auf das schlafende Männchen, zerriss dasselbe in tausend Stücke, gab dann dem Küher noch seine Dankbarkeit zu erkennen und kroch hierauf wieder zurück in seine alte Behausung.
Der Küher wurde zu Hause von niemand mehr erkannt, und die gewöhnliche Menschenkost wollte ihm nicht mehr behagen.
I. Natsch.
Auf der Alp Gamidaur gab es einmal ein furchtbares Hagelwetter. Die Knechte eilten zum Vieh hinaus, konnten es aber nicht beruhigen; alle Tiere sprangen über die Felsköpfe hinunter in den hintern Teil der Alp Precht. Die Stelle heisst heutigentags noch “in der Sulz”.
Chr. Albrecht.
