The Alpmutterli (Little Alp Mother) is the subject of an extensive cycle of legends. The figure has a teasing, mischievous character. There are still mountain folk who claim to have seen the Alpmutterli.
As a child, my great-grandmother, accompanied by another girl, went home from the high Geisswiese with a “Tusli” (bucket?) full of Nidel (Cream). In the Badeura (?) they saw a wild hen with chicks and wanted to catch them. Suddenly one of the girls slipped and spilled the cream. The other heard a soft laugh behind her, and when she turned around, she saw a woman “fleugen” (waving) her little Schösslein (hanky?). That was the Alpmutterli.
Two farmers were harvesting wood in Mittenwald. At a sloping spot, the first one suddenly had a hard time. His companion called out: “There’s a woman sitting on your sledge.” When the first one looked backwards, he could no longer see anything. But the other one had seen the woman jump away and disappear into the forest. They looked for his footsteps in the soft snow, but found nothing.
When the Alpmutterli enters a hut and is served milk, she eats it with her spoon upside down.
J. B. Stoop
The Alpmutterli also once appeared in the hut of a shepherd, who offered her milk and bread, but she did not eat any of it, because she pretended that she had no time for it, as she had to hike to different mountain ridges on the same day. As a thank you, two strawberries were offered to the friendly shepherd, but he did not accept them out of fear.
Ferd Stoop
One is frightened when she appears, for she always brings bad weather. But the herdsmen do not reject her, in order to get over the resulting difficulties as well as possible. They may show her the hospitality she desires; for an Alpmutterli can drink milk without it diminishing; she can also enjoy all the food without harming the host.
It is said that the first time the girl was seen on the Flumser Alp was in the summer of 1799. Then autumn turned out to be quite unfavourable.
When the strange creature came once again, an unfriendly alpine dairyman brusquely turned her away. During the night, however, there was such a strong “Bischen” (snowstorm) that he had to leave the alp first thing in the morning.
A. Sprenger
301. Das Alpmutterli
ist der Gegenstand eines ausgedehnten Sagenkreises. Die Gestalt hat einen neckischen, schadenfrohen Charakter. Es gibt jetzt noch Alpler, die behaupten, das Alpmutterli gesehen zu haben.
Meine Urgrossmutter ging als Kind in Begleitung eines andern Mädchens mit einem “Tusli” voll Nidel von der hochgelegenen Geißwiese heim. Im Badeura sahen sie eine wilde Henne mit Hühnlein und wollten sie fangen. Plötzlich glitschte das eine Mädchen aus und verschüttete den Nidel. Das andere hörte hinter sich ein leises Lachen, und als es sich umkehrte, sah es ein Weiblein sein Schösslein “fleugen” (schwenken). Das war das Alpmutterli.
Zwei Bauern Mitteten im Mittenwald Holz. An einer geneigten Stelle ging es dem vordem auf einmal ganz schwer. Sein Kamerad rief: “Es sitzt ein Weiblein auf deinem Schlitten.” Als der erste rückwärtsschaute, sah er schon nichts mehr. Der andere aber hatte das Weiblein sofort wegspringen und im Wald verschwinden sehen. Sie suchten seine Fusstritte im weichen Schnee, fanden aber nichts.
Wenn das Alpmutterli in eine Hütte einkehrt und man ihm Milch vorsetzt, isst es dieselbe mit umgekehrtem Löffel.
J. B. Stoop
Das Alpmutterli erschien auch einmal in der Hütte eines Hirten, welcher der Angekommenen Milch und Brot vorsetzte; aber sie ass nichts davon, weil sie vorgab, sie hätte keine Zeit dazu, da sie am gleichen Tage noch auf verschiedene Gebirgsrücken wandern müsse. Zum Danke wurden dem freundlichen Hirten zwei Erdbeeren angeboten ; dieser nahm sie aber aus Furcht nicht an.
Ferd. Stoop
Man erschrickt, wenn es sich zeigt; denn es bringt immer schlechtes Wetter. Doch weisen es die Sennen nicht ab, um möglichst gut über die entstehenden Verlegenheiten wegzukommen. Sie dürfen ihm auch die erwünschte Gastfreundschaft erzeigen; denn ein Alpmutterli kann Milch trinken, ohne dass diese sich mindert; es kann auch von allen Speisen genießen, ohne den Wirt zu schädigen.
Auf der Flumser Alp will man das Weiblein im Sommer 1799 zum ersten Mal gesehen haben. Da wurde der Herbst ganz ungünstig.
Als das sonderbare Wesen wieder einmal kam, wies der unfreundliche Senn es barsch weg. In der Nacht aber kam ein so starkes “Bischen” (Schneegestöber, Schneesturm), dass man gleich am Morgen die Alp verlassen musste.
A. Sprenger
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